- V-Mann
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Ort : Emsland
Moba-Kurz-Info : 3L-Gleis, Epoche III/IV, digital fahren, analog schalten, ECoS, Dampf und Diesel auf 18m²
So fing es an...
Di 07 Mai 2019, 20:52
DIE ERSTE BAHN
Es begann im Jahre 1956. Meine beiden jüngeren Brüder und ich bekamen gemeinsam zu Weihnachten unsere erste elektrische Eisenbahn! Sie bestand aus dem üblichen Gleisoval und einem Ausweichgleis ( mit Handweichen ) sowie einer BR 89 mit vier kleinen Blech-Personenwagen. Ich erinnere mich, dass wir die Rückwärtsfahrt zunächst mit dem Handschalthebel an der Lok umstellten und erst zufällig die Umschaltung mit dem kleinen 16 VA Trafo entdeckten. Damals musste man noch zweimal auf den Fahrhebel drücken und produzierte nebenbei grelle Lichtblitze und den berüchtigten "Bocksprung". Die Landschaft bestand aus dem Wohnzimmerteppich sowie einem Bahnhofsgebäude aus Sperrholz und Pappe. Ein abgeschrägter Holzklotz diente als Laderampe...
Zwei Jungen in der Nachbarschaft hatten ebenfalls eine Eisenbahn bekommen. Der Eine besaß immerhin schon eine BR 24 und die größeren Personenwagen; mein Freund hatte dagegen schon die gigantische BR 44! Außerdem standen auf seiner Anlage ein Flügelsignal und der elektrische Drehkran!! Alles war selbstverständlich von MÄRKLIN !
Warum nun MÄRKLIN ? Ganz einfach: in meinem Heimatort (wir wohnten so dicht an der Bahnstrecke Rheine - Emden, dass wir vom Garten unreife Äpfel in die Kohlenwagen werfen konnten) gab es nur ein Spielwarengeschäft - und dieses hatte nur die MÄRKLIN - Bahn.
Erst im benachbarten Ostfriesland waren auch andere Fabrikate erhältlich.
Ähnlich verhielt es sich mit dem Zubehör: am Ort bekamen wir die berühmten FALLER- Häuser; andere Bausätze brachte mein Vater manchmal von Dienstreisen mit. WIKING- Autos konnten wir im Heimatort auch nicht bekommen - andere Autos ( SIKU, Matchbox ) passten größenmäßig nicht. So nahmen wir Autos aus Wundertüten !
Die Eisenbahn wuchs in den nächsten Jahren rasch; die zweite Lok war allerdings eine Enttäuschung: wir bekamen eine MÄRKLIN- Stromlinienlok mit Uhrwerkmotor geschenkt. Die war so schnell, dass sie bei Solo-Fahrt aus der Kurve flog. Die kleine Phantasie- Dampflok 3030 für 15 DM konnte uns ebenfalls nicht begeistern. Dann aber kaufte mein Vater die BR 23 ! Ein großer Trafo wurde erforderlich; das erste Licht-Signal und die ersten elektrischen Weichen konnten eingebaut werden. Der dritte Parallelkreis mit innenliegender Acht kam dazu! Die BR 23 kostete im Jahr 1959 genau 42,-DM und die 89 ganze 16,-DM !! Den Jubiläumskatalog von MÄRKLIN kannte ich beinahe auswendig; ich besitze ihn heute noch. Damals habe damals begonnen, auch die Kataloge zu sammeln.
EINE KINDHEIT MIT DER EISENBAHN
Die Eisenbahn war für damals für uns Transportmittel Nummer 1; ein Auto besaßen meine Eltern - wie die meisten Bundesbürger in den fünfziger Jahren - nicht. Reisen zu den Großeltern wurden selbstverständlich mit der Bahn durchgeführt. Ich erinnere mich an Schürzenwagen, vorbeifliegende Telegrafenmasten, große Mengen von Z- gestellten Dampfloks im Bahnhof Rotenburg (Wümme) und die erste echte E-Lok in Magdeburg.
Der Hamburger Hauptbahnhof, der Kopfbahnhof Hamburg- Altona und die Modellbahn im Museum für Hamburgische Geschichte standen in den Sommerferien immer wieder auf dem Besichtigungsprogramm. Ich erinnere mich, dass im Altonaer Bahnhof in einer Vitrine ein riesiges Modell einer Schlepptenderlokomotive stand, dessen Triebwerk mein Opa durch den Einwurf von Münzen für mich in Betrieb setzte.
Da wir in der Nähe des Bahnhofs wohnten, wurden wir Kinder schon beinahe zwangsläufig "Eisenbahnexperten". Wir schauten der V 60 beim rangieren zu, standen am Güterbahnhof, wenn die schwere Kaelble- Zugmaschine G-Wagen auf den "Culemeyer" zog oder wenn "von-Haus-zu-Haus-Behälter" verladen wurden. Am fernbedienten Bahnübergang legten wir Pfennige auf die Gleise und ließen die Münzen von zwei Lokomotiven und 50 Erzwagen zu dünnen Ovalen platt walzen! Wenn schwere Güterzüge, die oft mit Dampfloks der BR44 bespannt waren, in der Nähe unserer Wohnung vor dem Ausfahrtsignal warteten, lauerten wir Jungen darauf, ob die Lokführer die Maschinen schleudern lassen würden. Fasziniert beobachteten wir den Schienenschleifzug, amerikanisch aussehende Dieselloks auf Probefahrt oder gar einen VT 11.5! Das Klicken von Dampflok-Speisewasserpumpen und das dröhnende Brummen einer V 200 waren für uns alltägliche und vertraute Geräusche.
Unsere "Jagdgründe" lagen neben einem selten benutzten Freiladegleis und manchmal mussten wir flüchtende "Bleichgesichter" auch über die Schienen hinweg verfolgen. Dann öffnete der Beamte im Stellwerk gegenüber das Fenster und verjagte uns vom Bahngelände!
Diesen Text habe ich vor rund 10 Jahren im alten rr24 veröffentlicht.
Horst
Schwebebahnfahrer mag diesen Beitrag
Re: So fing es an...
Di 07 Mai 2019, 21:46
Hallo Horst,
schöne Geschichte und tolle Bilder mit dem "richtigen Gleis"
Grüßle
Martin
schöne Geschichte und tolle Bilder mit dem "richtigen Gleis"
Grüßle
Martin
- V-Mann
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Re: So fing es an...
Di 07 Mai 2019, 22:23
Steirer_Bua mag diesen Beitrag
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