Iwans Dampfreserve

Hallo ihr da draussen

Über die strategische Dampfreserve Russlands wurde einst viel spekuliert. Die wenigen Russlandreisenden der frühen achtziger Jahre erzählten von ganzen Parks mit abgestellten, konservierten Dampflokomotiven, die überall im Lande zu finden wären. Doch Bilder konnten sie nicht vorweisen, deshalb wurden sie nicht immer ernst genommen. Zu abenteuerlich erschien das.

Diese Dampfreserven gab es damals aber tatsächlich. Auf meiner ersten Russlandreise Anfang der achtziger Jahre konnte ich sie selbst noch sehen. Sie befanden sich jedoch meist in völlig unzugänglichem Gelände entlang der Bahnlinien. Plötzlich lichtete sich die Taiga, und machte ein paar Abstellgleisen platz, auf denen  Dampfloks abgestellt waren. Und bevor man es richtig wahrgenommen hatte, schloss sich der Wald wieder ans Bahngleis. Das erklärt auch, dass es kaum Aufnahmen solcher Reserven gibt.

Viele Länder hatten sogenannte strategischen Reserven abgestellt. Auch im Westen. Doch waren dies fast ausnahmslos staatlich organisierte Schrotthalden. Nicht so in Russland. Die Maschinen gehörten zum Bestand, wie die vergeben Computernummern auch zeigten, und wurden intensiv gepflegt. Es gab Brigaden, die nichts anderes machten, als abgestellte Loks anzufeuern, und einem Betriebstest zu unterziehen. Danach wurden sie wieder eingemottet. War man mit der ganzen Reihe durch, begann man wieder von vorn. Deshalb war es auch noch lange nach der Zeit des Dampf-Endes nicht ungewöhnlich, einem Dampfzug zu begegnen.

Einige der damaligen Reserve-Parks habe ich fotografisch erwischt. Halt aus dem fahrenden Zug geschossen, und deshalb qualitativ etwas mau. Dokumente eben.

Nach dem Zusammenbruch der UDSSR, als das Reisen in Russland einfacher wurde, pilgerten viele Eisenbahnfans dorthin, auf der Suche nach den legendären Reserven. Doch es gab sie nicht mehr.
Die wiedererstandenen Staaten braucht Geld, und verscherbelten die Maschinen an das boomende China, das nach Rohstoffen lechzte. Dort verschwanden die Loks in den Hochöfen.

Mit Gruss Bernhard










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Hallo Bernhard,

wenn auch aus fahrendem Zug geschossen, es sind hervorragende Dokumente vergangener Epochen.
Dazu, wie von Dir gewohnt, fundierte Hintergrundbeschreibung.
Erzähl uns doch mal, was Dich veranlaßt hat kreuz und quer durch die Welt zu reisen und immer wieder solche Sachen einzufangen.

Gruß,
Robert

Grüß Dich, Bernhard !

Wie der Robert es schon geschrieben hat!, wenn die Bilder aus einem fahrenden Zug gemacht
wurden, sind sie 1 A. Von der Qualität her. Aber !, war das nicht gefährlich?.
Eisenbahnen und Eisenbahneinrichtungen zu fotografieren war doch verboten?, oder war das
VORHER?.
Ich war 2 - 3 Jahre nach der Wiedervereinigung in Zwickau, und habe am Hauptbahnhof fotografiert,
da kam ein älterer Herr, und sagte zu mir; Junger Mann, vor noch nich soo langer Zeit, hätte man Sie verhaftet.
Ich fragte warum ?. Er; Eisenbahn durfte man nich fotografieren, wir auch nich. Sie kommen wohl aussen Westen ?.
Deshalb meine Frage.                                                                Viele Grüße, Gerhard.

Moin Bernhard,
wie schon erwähnt, tolle Aufnahmen aus dem fahrenden Zug.
Ist dir denn bekannt (oder sonst jemandem hier) ob es solche Reserveeinheiten heute noch gibt ?

schönen Feietag noch
Mattes

Hallo zusammen,
wenn man die Bilder sieht bekommt der Begriff "eiserne Reserve" eine ganz konkrete Bedeutung .....

Abgesehen davon: Die Antwort auf die Fragen  von Robert, Gerhard und Mattes interessieren mich auch.

Gruß aus dem Westerwald
Hans

Hallo Mattes,

wo solche Reserven versteckt sind oder waren - entzieht sich auch meiner Kenntnis. Es gab mal einen Beitrag in der Sendung "Eisenbahn-Romantik" über die Bergung einer solchen Reserve in Schweden.

https://classic.ardmediathek.de/tv/Eisenbahn-Romantik/Expedition-Sandtr%C3%A4sk/SWR-Fernsehen/Video?bcastId=1100776&documentId=43266994

Noch ist der Beitrag da.

Schönen, letzten Pfingstnachmittag wünscht Euch - Heiko

Hallo ihr da draussen

Da lauern ja noch Fragen auf Antworten. nun denn, gehen wir es an.  




Hallo Robert

"Erzähl uns doch mal, was Dich veranlaßt hat kreuz und quer durch die Welt zu reisen und immer wieder solche Sachen einzufangen."

Als 16-jähriger musste ich den Urlaub zwangsweise ja noch mit der Familie verbringen. So ging es denn in das, nach meiner Meinung nach sterbenslangweilige Burgenland. Und der Urlaub wäre für mich wirklich sterbenslangweilig geworden, wenn es da nicht die GySEV gegeben hätte, die damals noch täglich planmässig mit Dampfloks aus Ungarn nach Neusiedl am See fuhr. Der Urlaub war gerettet.

Anstatt an Badestränden rumliegen, oder irgendwelche Schlösser besuchen zu müssen. trieb ich mich in der Folge an der Bahnstrecke und in den Bahnhöfen rum, und beobachtete begeistert den alltäglichen Dampfbetrieb, und freundete mich mit dem Lokpersonal an, das mir schlussendlich noch das Dampflokfahren beibrachte.

So wurde ich unheilbar von der Dampfeisenbahn infiziert. Sofort  wollte ich, wo immer es noch möglich war, den planmässigen Dampfbetrieb erleben. Und seit ich als Stift mein erstes Geld verdiente, war ich unterwegs, um dies fotografisch festzuhalten. Und natürlich wurden die Wünsche immer exotischer, die Ziele verrückter.





Hallo Gerhard

"Eisenbahnen und Eisenbahneinrichtungen zu fotografieren war doch verboten?"

Verboten war es allemal. Doch nirgendwo im Ostblock gab es weniger Probleme mit dem fotografieren von Eisenbahnen und Anlagen, wie in Russland. Jedoch beim Ablichten ihrer strategischen Reserve erwischt zu werden, hätte garantiert zu gewaltigem  Ärger führen können. Das war schon etwas dreist von mir. Aber im Ostblock galt jeher das elfte Gebot als absolut überlebenswichtig: Du sollst dich nicht erwischen lassen. Eine gehörige Portion Glück gehörte da selbstverständlich auch dazu.





Hallo Mattes

Ob heute noch irgendwo solche Reserven vorhanden sind?  Wohl kaum. Aber verschreien mag man es ja nicht, wie dieser Fund in Schweden zeigt. Überraschungen gibt es immer wieder.

Mit Gruss an alle
Bernhard