Buchtipp - Philosophie der Passionen - Modell-Eisenbahn

Hallo zusammen,
das Büchlein
Philosophie der Passionen - Modell-Eisenbahn
mit 127 Seiten von Burhard Spinnen aus dem Jahr 1998 ist leider nur noch antiquarisch bzw. gebraucht zu erhalten. Aber dafür  preiswert ...

Eine Vorzügliche Rezension habe ich bei dem bekannten Online-Buchhandel gefunden:
„Burkhard Spinnens Reflexion über seine Modellbahnverfallenheit ist mehr als ein bloß für Modellbahnfreaks geeignetes Buch. Seine messerscharfe und (selbst-)ironische Darstellung dieses Virus' macht es vor allem den (vielen) dagegen Immunen leichter, dieser Krankheit rational auf die Schliche zu kommen und sie als chronisch und unheilbar zu begreifen. Weswegen befriedigt die "Platte" nicht? Was haben grüne Lokomotiven schwarzen voraus? Weswegen geht es auf der Modellbahnbörse verschwörerischer zu als in der Drogenecke des Frankfurter Hauptbahnhofs? Und - nicht zuletzt - warum verfallen kaum Frauen diesem Virus? Leider kann auch Spinnen diese Frage nicht beantworten. Aber die Beschreibung jeder einzelnen Krankheitsphase ist so köstlich, dass sie selbst jemanden zu amüsieren vermöchte, der gerade erst von der Existenz von Modellbahnen gehört hat. Vielleicht geht es auch gar nicht um die Modellbahn sondern eher - wenn man das Buch als Parabel versteht - um eine beliebige Leidenschaft in jedem Menschen? Dieses Buch gehört in die literarische Hausapotheke jedes Modellbahnerhaushalts und in die Hände jedes Lesers bzw. jeder Leserin, die geschliffenen und pointierten Stil zu schätzen weiß.“
Quelle: hier.

Ich könnte seitenweise aus dem Buch zitieren, ganz besonders gefällt mir die Stelle als er im Kapitel „Händler und Dealer“ die verschiedenen Modellbahn-Läden bzw. –Händler beschreibt!
Zuerst beschreibt er den Typ „Modellbahn-Abteilung im Kaufhaus“:
„Entsprechend geschult ist dort das Personal.. Nach meiner Erfahrung unterhalten die allermeisten Verkäufer*innen von Backwaren, Textilien, Auto-Ersatzteilen u.dgl. ein innigeres Verhältnis zu ihrer Ware als die jungen Männer, die sich inmitten der gut verpackten Modell-Schönheiten offenkundig zu Tode langweilen. Ausgesucht werden sie vermutlich nach der Größe ihrer Abneigung gegen alles, was mit Eisenbahn zu tun hat. Und ihr Desinteresse wird nur selten vom Berufsethos beeinträchtigt. (..)“

Dann kommt der Typ „echter Modellbahnladen“:
„Denn ganz andere als solch traurige Zustände darf der Modellbahner in jenen selbstständigen Geschäften erwarten, deren Besitzer und Betreiber Männer in den oder eher jenseits der sogenannten besten Jahre sind. Auch sie mögen zwar einmal angetreten sein, zum Zweckes des Gelderwerbs den Geschmack und die Wünsch der Mehrheit zu bedienen. Aber (..) haben sie ihren Laden im Laufe der Jahre zum 2. Zuhause gemacht. Mehr noch, wie Könige und Raubritter residieren sie inmitten ihrer Schätze.“

Und weiter:
„Und während der junge Mann aus der Modellbahn-Abteilung des SB-Kaufhauses kaum den Unterschied zwischen einer Dampf- und einer Diesellok kennt, muss man bei einem alten Hasen schnell einen ironischen bis sarkastischen Rüffel einstecken, wenn man nicht präzise genau nach einem bestimmten Objekt fragt oder wenn man gar ein technisches Detail beim falschen Namen nennt. (..)“

Gruß aus dem Westerwald
Hans

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