Betriebsstörung

Moin,

ich bin ja gegen unnötige Anglizismen; aber manchmal passen sie einfach etwas besser…

„Never change a running system“ ist der Spruch im aktuellen Fall.

Jahrelang funktionierten meine vier Pendelzugstrecken ohne größere Probleme. Kleine Veränderungen, wie zum Beispiel ein Lok-Tausch gab es natürlich immer wieder mal; es sollte ja nicht langweilig auf den Strecken werden.

So habe ich erst kürzlich die Köf vom Postgleis genommen, um wieder die Märklin 290 aufzugleisen, die neuerdings über Sound verfügt. Auch der Roco VT 12.5 war schon auf der Nebenstrecke unterwegs.

Nun habe ich kürzlich den seit Jahren verkehrenden Wendezug auf einen anderen Streckenabschnitt gefahren; dort war bisher ein Triebwagen unterwegs. Dieser Wendezg entgleiste immer wieder; nach Murphys Gesetz selbstverständlich im Tunnel!

Alle Tests brachten keine Lösung: Lok alleine kein Problem, Lok mit zwei Wagen kein Problem, Lok mit Steuerwagen alleine auch kein Problem!

Momentan habe ich wenig Zeit für solche Dinge; so blieb denn vor einigen Tagen der havarierte Wendezug im Tunnel: Die Enkel wollten die Bergung nicht abwarten.

Als ich später alleine an die Aufräumarbeiten ging (dazu brauchte ich eine kleine Trittleiter und es mussten die Berge abgenommen werden), stieg unter dem Steuerwagen Rauch auf! Er ließ sich auch nicht mehr rollen bzw. aufgleisen! Ziemlich entsetzt sah ich schließlich die Bescherung: Ene Achse und Teile des Drehgestells waren geschmolzen!!!

Offenbar hatte die ECoS den Kurzschluss nicht bemerkt!

Hier erst einmal ein paar Fotos:











Schließlich entdeckte ich den Grund für die Entgleisung: Entgegen bisheriger Annahmen hatte ich vor 30 Jahren in der unterirdischen Ausweichstelle "Stenkelfeld" doch den Normalradius verbaut! Der war dem maßsäblich langen Brawa-Steuerwagen in Verbindung mit den anderen Vierachsern zu eng...!

Warum die ECoS, die sonst sehr schnell abschaltet, das diesmal nicht getan hat, ist mir vorerst ein Rätsel!



Gruß
Horst

Hallo Horst,

das ist wirklich übel. Das Zauberwort heißt hier "Leitungswiderstand". Die ECoS ist durchaus in der Lage ihren maximalen Ausgangsstrom über eine längere Zeit abzugeben. Wenn jetzt der Gesamtwiderstand bis zur Kurzschlussstelle nur knapp den Strom unter dem "Abschaltstrom" erzeugt, hast du an der Stelle, wo der Kurzschluß erzeugt wird, einen guten Schweißstrom.

Aus diesem Grund habe ich früher auch immer davor gewarnt Booster zu verwenden, die einen sehr hohen AUsgangsstrom können.

In deinem Fall würde ich sagen: Ärgerlich, aber du hast einfach Pech gehabt.

Viele Grüße,

Ulf

Hallo Horst,

ich dachte sowas gibt's nur bei der DB.

Aber Spaß beiseite, Ulf hat das treffend erklärt.
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen:
Die Leistung der ECoS ist mit 150W angegeben.
D.h., darunter wird sie wahrscheinlich nicht abschalten.
Schon mit weit weniger Leistung (stell Dir die bei einem Lötkolben vor),
kannst du mehr als ein Fahrgestell verbraten.
Eigentlich hast Du noch Glück gehabt!

Gruß,
Robert

Hallo Horst,

hoffentlich gibt es ein passendes Ersatzteil. Wäre schade um den schönen Wagen.

Grüße von Axel

Moin,

@ Ulf, danke für die Erklärung!

@ Robert, irgend so etwas hatte ich mir bereits gedacht; allerdings fehlen mir dann doch die elektrischen Fachkenntnisse.
Wie schon geschrieben: Sonst hat die ECoS immer sehr schnell abgeschaltet. Da hatte sie wohl im wahrsten Sinne des Wortes eine „lange Leitung“.

@ Axel, es ist natürlich wieder nach Murphys Gesetz der teuerste meiner Wagen! Ich gehe aber davon aus, dass ich bei Brawa ein Ersatzteil bekommen werde.

Gruß
Horst

Hallo Horst,

das ist bei Brawa wirklich kein Problem. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich musste jedoch das rollende Material zur Reparatur einsenden. Habe dafür aber auch eine mega Kulanz erfahren dürfen.

Daher kann ich auch immer wieder nur bestätigen: Manchmal lohnt es sich eine Brawa Lok zu haben. Bei Märklin hätte es nebenbei das von mir benötigte Ersatzteil beim vergleichbaren Modell nicht gegeben.

Ein schönes Wochenende wünscht,

Ulf

Hallo , jogi hier



Da hast Du Glück gehabt, das nicht mehr passiert ist. Es hätte auch die Anlage abfackeln können oder noch mehr.

Daher sollte man ja auch alle 1 – 2 m von einer Ringleitung zu den Gleisen einspeisen. ( Ringleitung 1,5mm ² besser 2,5mm² und zu den Gleisen so kurz wie möglich )
damit die Kurzschlusserkennung auch sicher funktioniert.

Und ja, wie Ulf schon schrieb, eine hohe Ausgangsleistung hat auch ihre Probleme.

Wie soll die Zentrale oder Booster wissen, ob die ( z. B. ) 5A eine Last ist, oder ein Kurzschluss am anderen Ende.

Schönes Wochenende wünscht jogi

Moin Jogi,

Das Problem ist: Die Anlage wurde vor mehr als 30 Jahren als analoge Anlage gebaut und entsprechend verdrahtet. Insgesamt über 150 mal wird der Fahrstrom -über Kippschalter trennbar- eingespeist.
2008 erfolgte der Umbau auf digital; dabei habe ich viele neue dicke Kabel verlegt.
Wie schon geschrieben: Bisher ging es immer gut; die Anlage bleibt im eingeschalteten Zustand grundsätzlich auch nicht ohne Aufsicht.

Ich werde noch testen, ob die Kurzschlusserkennung nicht mehr ausreichend funktioniert.

Gruß
Horst

Hallo zusammen,
so ähnliche Effekte hatten wir im Laufe der Jahre auch bei der alten Anlage bei meinen Eltern im Keller.
Durchgeschmorte Weichenantriebe hatten wir mehrfach, ich glaube es waren  insgesamt "nur" drei Weichenantriebe, die uns im Laufe der Jahre mit etwas Kollateral-Schaden abgeraucht waren.

Ein Ereignis, so ähnlich wie bei Horst, hatten wir auch einmal. Etwas länger her und dadurch leider ohne Bilder. Ein Waggon war entgleist und unbemerkt stehen geblieben. Und der Kurzschluss schmurkete so vor sich hin: Die Achse war aus Metall, die hatte also kein Problem, aber die Blende/Halterung sah so ähnlich aus, wie die auf den Bildern von Horst.
Das Gleis hatte sich an der Stelle auch "etwas" erwärmt und musste getauscht werden. Was bei verklebten und eingeschotterten Schienen naheliegenderweise keine reine Freude war.

Ein Bild von einem der oben erwähnten Weichen-Antriebe habe ich:


Bild vom März 2019, Weichen-Totalschaden bei W10.2

Gruß aus dem Westerwald
Hans

Hallo Horst,
eine Kurzschlusserkennung der Booster ist ja schön und gut, aber häufig Fehlerabhängig in der Auslösung. Problematisch wird es aber wenn man mit Trafos/Booster mit hoher Ausgangsleistung verbaut hat. Ich selbst verwende mehrere handelsübliche Booster für den Fahrbetrieb, mit max. 3A Ausgangsstrom, die aber entsprechend meinem vorhandenen Märklin-System ausschließlich über die zugehörige Märklin-Steuerleitung abgeschaltet werden. Bei neueren Boostern ist das wohl so, dass diese eine integrierte Überwachung haben und Selbsttätig abschalten. Hier funktioniert hin und wieder nicht die Zentralenabschaltung, wenn ein Booster Kurschluss meldet.

Auf meiner Anlage habe ich bisher nur im geringen Umfang dein beschriebenes „Verschweißen“ erlebt. Bei mir sind Micro-Kurzschlüsse wesentlich häufiger, die dann über die >Zentrale alle Fahrbooster abschalten. Deshalb habe ich vor ca. 2 Jahren für jeden verdrahteten Fahrspannungsbereich mittels einen zusätzlichen Modul (B+Splitter von Boll-Modellbahntechnik) ausgerüstet um bei einem Kurzschluss nur den zugehörigen Gleisbereich rechtzeitig abschaltet.
Da hier Polymer-Sicherungen mit unterschiedlichen Strom-Auslösewerten gesteckt werden können, kann man dieses Modul auch zur zusätzlichen Kurzschlussüberwachung einsetzen. Wie heisst es doch „Doppelt hält besser“. Da Du ja auch Digital fährst, wäre das nicht eine praktikable Ergänzung wie ich meine, auch wenn das Modul eigentlich für einen anderen Anwendungszweck konstruiert wurde.
https://www.bmbtechnik.de/booster/b-splitter/
Gruß Michael

Moin,

soooo, mein Steuerwagen ist wieder da! Die Reparatur bei BRAWA  ging dann doch recht schnell (der ordnungsgemäße Betrieb konnte mit den anderen Steuerwagen aufrecht erhalten werden). Weil der Wagen geöffnet werden musste, habe ich ihm auch gleich eine Beleuchtungsplatine verpassen lassen. Jetzt müssen natürlich auch die übrigen Wagen dieses Zuges beleuchtet werden…



Die Kurzschlusserkennung der ECoS funktioniert wie bisher schnell und tadellos; es war wohl eine Verkettung ungünstiger Umstände. Eventuell tausche ich das Anschlusskabel des betroffenen Gleisabschnitts noch aus.

Gruß Horst