Umbau Primex 3193

Hallo zusammen,

neulich fiel mir eine Primex 3193 (Baureihe 01) in die Hände. Ich weiß zwar nicht, wie es euch geht, aber ich habe einfach ein Herz für solche alten Schätzchen. Die neuen Loks mögen toll detailliert sein (für mich und mein Töchterlein eher zu filigran…), aber so einen schönen „Gussklumpen“ digital fit zu kriegen, finde ich persönlich einfach reizvoll.
Wie sich herausstellen sollte, ist die Umrüstung nicht ganz so einfach….
Schließlich hat zu der Zeit, als die Lok unter Primex vertrieben wurde, niemand an HLA oder Decoder gedacht….
Wie immer gilt: Umbau geschieht auch hier auf eigenes Risiko, Haftung wird nicht übernommen.

Die Lok wurde von 1984 – 1991 produziert, hat also schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Die von mir erworbene analoge Lok ist sehr schön erhalten inklusive Waschzettel und Original – Verpackung. Der Vorbesitzer ging mit der Maschine sehr pfleglich um, nur das Problem der Verharzung trat vereinzelt auf.



Die Maschine bringt ordentlich Gewicht auf die Waage, zumal ja ein großer Scheibenkollektor – Motor verbaut ist.



Los gings mit dem Ausschlachten:



Um die Fahreigenschaften sowie die Stromaufnahme des Motors zu verbessern, habe ich mir ein Umbauset 60944 zugelegt. Die alten Motorteile entfernt, neuen Permanentmagnet und den Anker eingesetzt. Soweit alles paletti:



Kommen wir jetzt zum Problem:



Das Motorschild passt unten links nicht und muss entsprechend abgeschnitten werden. Nächstes Problem: Das Motorschild muss mit zwei Schrauben befestigt werden!!!



Gehäuse aufgesetzt, um zu sehen, ob das Gehäuse drauf passt. Passt natürlich nicht.



Also Schraube abschleifen, bis das Gehäuse passt. Dann Motor (ohne Bürsten) manuell drehen und sehen, ob der Motor sich leichtgängig dreht. Dann Bürsten rein und der mechanische Teil passt.

Als Decoder kam der LD G – 32.2 von Tams zum Einsatz:



Den Schleifer habe ich auch neu angelötet. Ich mag es nicht besonders, irgendwelche Kabelstummel dreifach zu verlöten und mit Schrumpfschläuchen zu isolieren. Also neue Leitung unten an den Stromabnahmepunkt des Schleifers. Kontrolle, ob kein Kontakt zum Schleifer besteht:



Die Beleuchtung wurde auch modifiziert. Das Gewinde vorsichtig seitlich aufgeflext und eine neue isolierte Steckfassung mit Sekundenkleber eingesetzt.

Nun den Decoder provisorisch angeschlossen, um zu testen, ob Fahrtrichtung, Beleuchtung etc. passen:



Dann alles richtig verdrahtet, Gehäuse drauf und Fahrtests:



Mein Fazit: schöne Lok, die nun digital besser fährt und an der man seine Freude haben kann. Beim Langsamfahrtest stellte ich aber dann doch fest, dass sich die Maschine erst ab 40 (Fahrtregler 6021 von 0 – 250) losfährt und in der Schleichfahrt an einer Stelle ruckelt. Anticorit Spray an den Laufrädern und sparsame Ölung des Getriebes brachten ein klein wenig Besserung, aber das Ruckeln bei Langsamfahrt blieb. Gut, eine 01 ist jetzt keine Rangierlok und die Dame hat 35 Jahre auf dem Buckel. Vielleicht bin ich auch einfach zu pingelig.
Ein probeweises 10 minütiges Warmlaufen (Verdacht auf Verharzung im Getriebe) brachte keine Verbesserung. Verkantetes Motorschild konnte ich ausschließen, zumal ich die Leichtgängigkeit des Motors geprüft habe.
Ich habe die CVs an der 01 etwas variiert und siehe da: jetzt geht es schon mit ca. 30 relativ ruckelfrei und auch das Anfahren geht schon besser. Konkret habe ich die RegNr. 62 (Anfahrkick), Reg Nr. 23 (KP-Wert), Reg Nr. 24 (KI-Wert) und Reg Nr. 25 (KD-Wert) sowie Reg.Nr. 47 (Startspannung) verändert. Genau habe ich das aber noch nicht raus. Da heißt es noch etwas tüfteln.

VG

Barnie72

Hallo Barnie72,
Danke für deinen Umbaubericht. In meiner Vitrine wartet die gleiche Lok seit Jahren auf "Wiederbelebung". Die 01er war meine erste Lok, die es zu Weihnachten 1959 gab, da hängt man dran, auch wenn diese "ramponiert" und ohne Tender in der Vitrine steht.
Gruß Michael

Hallo Michael,

Danke für deine Antwort.
Jetzt kommen wir zu einer klassischen philosophischen Frage. Soll man so alte Schätzchen umbauen oder nicht?

Was beispielsweise dafür spricht:

-steht nicht nur in der Vitrine rum.
-Maschine im Einsatz verspricht Spaß

Was dagegen spricht:

-Wert der alten Maschine sinkt, sobald man dran rumschraubt
-alte Technik / altes Getriebe u.U. nicht 100 % passend zur jetzigen Technik
-altes Design/alte Detaillierung

Meine Meinung dazu: für mich ist eine Lok zum Fahren da.

Na, dann viel Spaß und Mut beim Umbau.

VG
Barnie72

P.S. Ich vergaß zu erwähnen: sofern du eine 3048 er BR 01 hast, musst du u.U. das neue Motorschild umbauen (sprich: flacher bauen). Schlimmer geht immer...

Hallo Barnie,

ein schöner Bericht, danke fürs Einstellen.

Die "alten Eisen" haben irgendwas magisches und sei es nur die Kindheitserinnerung wenn die Loks auf der Bahn ihre Runden gedreht haben und sie den Ölgeruch verbreitet haben und dann im abgedunkelten Zimmer mit ihren typisch funzeliger gelben Licht gefahren sind.

Ich mag auch das "Heavy Metall" und habe einige im meiner Vitrine stehen zum Teil original und zum Teil wurden sie auch schon digitalisiert gekauft, beim Anfassen oder kann man auch ruhig sagen Anpacken brauch ich nicht zu überlegen auf welche Leiter, Leitung oder sonst ein filigranes Teil ich aufpassen muss.

Und ja es macht mir auch Spaß sie mit der der alten, Technik zu fahren die immer noch nach zum Teil über fünfzig oder sechzig Jahren funktioniert und auch wenn die neuen Loks leiser sind, gleichmäßiger fahren und zu steuern sind und viele nette Funktionen mit sich bringen.

Vielen Dank für das Einstellen ich habe schon immer viel durch abgucken gelernt und das nicht nur in der Schule.

Viele Grüße
Matthias

Hallo Barnie,

Gratuliere zum erfolgreichen Umbau!

Auch ich habe diese Lok im BW.Ich habe kein Problem damit eine  alte Lok um zu bauen,denn ich will damit fahren und nicht nur angucken.Zum spielen mit Kindern sind die alten Loks ideal ,weil robust.Es gibt unter der Ersatzteilnummer: E188838 einen passenden Motor für die alten 01er.Da muss das Motorschild nicht abgeändert werden und billiger ist er auch noch.

Im alten RR24 hatte ich einen Thread in dem ich einige alte Umbauten vorgestellt habe. Leider verschwunden

Grüßle aus dem schwarzen Wald

Martin

Hallo Barnie,

schöner, ausführlicher Bericht und gut bebildert.

Barnie schrieb:

Jetzt kommen wir zu einer klassischen philosophischen Frage. Soll man so alte Schätzchen umbauen oder nicht?:

Darauf ein ganz klares jein.  
Das muß jeder mit sich selbst ausmachen.
Die Frage nach dem Sammlerwert stellt sich meist nicht, weil meist entsprechend bespielt.
Und wie Du ganz richtig schreibst, eine Lok ist zum Fahren da.
Sammler mögen das anders sehen, aber deren Loks stammen auch nicht unbedingt aus stürmischen Kindertagen.

Im alten Forum habe ich mal einen Bericht über die Restauration meiner ersten Lok, einer BR 23 von 1959, geschrieben.
Vor der Aktion war ich auch von Zweifeln geplagt.
Einerseits hätte ich sie gern in ihrem Zustand mit all den Kampfspuren belassen. Als Erinnerung.
Sie hatte schließlich meine Kindheit und die meiner Kinder überstehen müssen.
Andererseits sagte ich mir, damals hätte man von den heutigen technischen Möglichkeiten nur träumen können.
Warum sollte sie also nicht wieder wie damals auf dem neuesten Stand sein? Zeitgemäße Detailtreue hin oder her.
Leider habe ich versäumt, entsprechende Vorher-Aufnahmen zu machen.
Aber wie eine Lok aus der Kindheit nach über fünfzig Jahren meist aussieht wissen wir ja alle.
Den Umbau beschreibe ich jetzt nicht.
Das war volles Programm, mit allem was heutige Elektronik und Chemie zu bieten haben.
Nur ein paar Bilder dazu:






Wer die Möglichkeiten dazu und Spaß daran hat, der soll ruhig umbauen. Es lohnt sich.

Gruß,
Robert

Hallo Miteinander,
bei mir ist e auch so, Loks sollen fahren. Das ist für mich neben dem Landschafts- und Gebäudebau schon immer die größte Freude. Auch ein auf digital umgebautes Schätzchen" gehört ebenfalls dazu.
Meine BR01 ist die letzte Lok, aus meiner Jugendzeit die noch ein Vitrinenleben "fristen" muss. Hin und wieder lasse ich diese Lok auf meinem Rollenprüfstand einige Zeit mittels Analogtrafo laufen, damit die Gelenke sich nicht festsetzen. Optisch ist diese Lok zwar nicht mehr Vorzeigbar, aber man das ist für mich kein Ausschlusskriterium.
Gruß Michael

Moin moin,

so eine alte 01 habe ich auch noch! Sie ist noch unverändert, ist aber äußerlich nicht mehr ganz so schön, wie Deine Maschine, Barnie!

Sie ist aber dafür auch ein paar Jährchen älter: Sie kostete laut Aufkleber auf dem Originalkarton 55 DM und hatte die Katalognummer 3048. Gekauft vermutlich zwischen 1963 und 1966.

Sie ist meine älteste noch funktionsfähige Dampflok im Originalzustand: Die noch ältere 23 habe ich „gealtert“ und die 44 ist eine meiner ersten selbst digitalisierten Loks.

Die 01 fährt immer noch tadellos; zur Begeisterung meines Enkels durfte er sie kürzlich mit einem Güterzug (!) am Haken über meine Teststrecke jagen (Die ist inzwischen gleichzeitig Spielbahn).

Ansonsten steht die alte Dame im Esszimmer in einer Vitrine; zusammen mit der 23 und der 44. Auch diese sind noch fahrbereit. Außerdem stehen da noch eine 24 und eine 74. Auch schon recht betagt, wie man aus der Liste von 1970 sehen kann. Die beiden müssen aber erst einmal in die Werkstatt! Bei der 44 ist außerdem ein nochmaliger Decodertausch fällig.

Zwei andere Oldtimer habe ich kürzlich aus dem Betrieb genommen: V60 und BR38 (die mit dem Wannentender) wurden entkernt: Kein Motor mehr, kein Schleifer, kein Licht! Sie dienen nun als Statisten!











Gruß
Horst

Barnie72 schrieb: ... P.S. Ich vergaß zu erwähnen: sofern du eine 3048 er BR 01 hast, musst du u.U. das neue Motorschild umbauen (sprich: flacher bauen). Schlimmer geht immer...

Hallo Barnie72,
Nachdem ich durch deinen Beitrag auf den Geschmack gekommen bin, werde ich meine BR01 (3048 aus dem Jahre 1958/1959) reaktivieren. Notwendige Ersatzteile (Schleifer, Haftreifen) sind bestellt. Von ESU werde ich mir einen geeigneten Motorumbausatz inkl. Dekoder zulegen. Nach dem fehlenen Tender fande ich bereits bei Ebay. Übrigens danke für den Tipp.
Gruß Michael